Schiedsrichter und Spieler – dazwischen gehört eine Mauer. Für die nötige Distanz, für die Wahrung von Neutralität.
Es muss allerdings eine Mauer mit der richtigen Größe sein.
Ist die Mauer zu klein, verkumpeln sich zwei Seiten allzu sehr. Weil in Wettkampf aber „Kampf“ steckt, geht das nicht. Nicht einmal in „Freundschaftsspielen“, die ja häufig genug dieses Wort nicht verdienen.
Häufig ist die Mauer zu groß. Das empfinden – ironischerweise – beide Seiten so. Vereine berichten über Schiris, die „abgehoben“ und „unnahbar“ auftreten, fühlen sich nicht mitgenommen und zu Unrecht bestraft. Es geht nicht um (fußballtypische) Meinungsverschiedenheiten, sondern man spricht viel grundsätzlicher offenbar nicht dieselbe Sprache.
Schiris dagegen berichten über Vereine, die dem Schiedsrichter von vornherein das Gefühl geben, das „notwendige Übel“ zu sein. Die sich im letzten Loch umziehen sollen und eine halbleere Wasserflasche hingestellt bekommen – um Minuten später bei vermeintlichen und tatsächlichen Fehlentscheidungen als Sündenbock herzuhalten.
Die Mauer muss hoch genug sein, dass kein Spieler den Schiedsrichter körperlich attackiert. So, wie es nun bei Kanena II gegen Roter Stern III (Samstag, 6.9.) wieder geschah. Was in einem Spielabbruch mündete und sich mit weiterer Gewaltandrohung fortsetzte.
Die Mauer muss gleichzeitig niedrig genug sein, um sich in die Augen schauen zu können. Um sich vergewissern zu können, dass da auf dem gleichen grünen Rasen Menschen in verschiedenen Rollen für ihren Sport brennen. Menschen, die ihre kritischen Momente in der dritten Halbzeit vernünftig diskutieren können, sich auf die Schulter hauen statt ins Gesicht, auch wenn sie sich nicht unbedingt mit „Auf Wiedersehen“ verabschieden würden. Eben Menschen, die beiderseits akzeptieren, dass Zehntliga-Spieler auf Zehntliga-Schiedsrichter treffen und allein aus dieser Logik gar keine Top-Leistungen zu erwarten sind. Sonst träfe man sich ja nicht dort.
Ein ganz sehenswertes Stück dazu ist dieser vom WDR produzierte Youtube-Beitrag. Nicht unbedingt, weil das Video auch in Halle spielt. Sondern weil es eine authentische Innensicht aufs Schiri-Dasein ermöglicht, die zum Diskutieren anregt, und die vielleicht die ein oder andere kurze Zündschnur wieder ein wenig wachsen lässt.
Vor Ort in Kanena waren es vor allem Akteure des Gegners, die dem Schiedsrichter beistanden. Nennenswerte Unterstützung durch den verursachenden Gastgeber hätte dagegen weitgehend gefehlt. Dass Kanena im Nachgang angekündigt hat, sich umgehend vom Täter zu trennen, bewertet der SFV Halle positiv.
— Für das Präsidium: Thomas Paris (Präsident), Sven Wunderlich (Spielbetrieb), Marcel Theumer (Schiedsrichter), Sandy Ludwig (Nachwuchs), Thomas Siegmann (Mädchen/Frauen), Jan Tennert (Aus-/Weiterbildung), Mathias Worms (Finanzen), Hartmut List (Sportgericht) —