Mit Bestürzung nehmen wir einen Vorfall zur Kenntnis, der sich zwar nicht auf einem Fußballplatz abgespielt hat, bei dem aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Verbindung zu unserem Sport besteht.

Was ist passiert?

Zwei Jugendliche befinden sich nach ihrem Fußballtraining in Vereinskleidung auf dem Weg nach Hause. Mitten in Halle werden sie von einer größeren Jugendlichen-Gruppe angehalten, nach Geld gefragt und im Anschluss so brutal verprügelt, dass sich einer der Geschädigten derzeit stationär im Krankenhaus befindet.

Was hat das mit Fußball zu tun?

Dem Vernehmen nach spielt das Tragen der Vereinskleidung hierbei eine große Rolle. Es handelt sich demzufolge nicht um zufällige Opfer. Zwischen dem Hauptangreifer und dem krankenhausreif geschlagenen Spieler und Schiedsrichter gibt es eine Vorgeschichte, die sich unlängst auf einem halleschen Fußballplatz zugetragen hatte. In seiner Funktion als Schiedsrichter in einem D-Jugend-Spiel (!) hatte das jetzige Opfer einen zuschauenden Jugendlichen hinter einem Tor weggeschickt. Den Regeln zufolge dürfen sich Zuschauer an dieser Stelle nicht aufhalten. Eine banale Begebenheit. Das Opfer habe den Verursacher klar identifizieren und dem Verein zuordnen können, heißt es aus der Familie.

Wie positioniert sich der Verband?

Das Präsidium des SFV Halle ist erschüttert – aus vielerlei Gründen: Die Geringfügigkeit des Anlasses im speziellen Fall. Die Häufung von Gewalt auf halleschen Fußballplätzen im Allgemeinen. Dass wieder ein Schiedsrichter für die Ausübung seiner Rolle zum Opfer wird – sogar im Privaten. Dass es zum Risiko wird, stolz seine Zugehörigkeit zu einem örtlichen Fußballverein durch Kleidung auszudrücken.

Wir wünschen dem Geschädigten gute Genesung. Wir freuen uns über jeden, der „Amateurfußball“ in der Öffentlichkeit über Kleidung ausdrückt. Wir verurteilen diesen feigen und brutalen Übergriff aufs Schärfste. Wir fordern eine angemessene Bestrafung und sehen hier insbesondere den Verein des mutmaßlichen Täters in der Pflicht.

Was tun wir als Verband?

Wir haben die betroffenen Vereine kontaktiert und ein Gespräch vermittelt. Wir stellen klar, dass dies kein strukturelles Problem auf Vereinsebene ist – man kennt sich, man schätzt sich, man ist allseits entsetzt. Nichtsdestotrotz ist klar, dass dies die Beziehung der Vereine untereinander belastet. Wir streben einen konstruktiven Austausch an, in dem es um Einsicht und Bestrafung, aber mit Blick nach vorn auch um Optionen für Wiedergutmachung und Versöhnung gehen sollte. Die Vereine haben dem uns gegenüber zugestimmt. Gern würden wir dies mit direkten Zitaten belegen, haben uns aber für die Nicht-Nennung der Vereine entschieden.

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