Einem vor dem Verbandssportgericht des FSA (Fußballverband Sachsen-Anhalt) ausgehandelten Vergleich haben der Stadtfachverband Fußball Halle (SFV Halle) und der hallesche Fußballverein Kine em am 28. März zugestimmt. Heute (9.4.2024) ist das zugehörige offizielle Dokument eingegangen – und in Halle hofft man auf eine erfolgreiche Rückkehr in den geregelten Spielbetrieb zur neuen Saison.
Die Regelungen im Detail
- Alle (also sowohl ausgetragene als auch unabhängig vom jeweiligen Grund entfallene) Pflichtspiele der Ersten Herrenmannschaft von Kine em in dieser Saison werden annulliert, künftige Saisonspiele werden nicht ausgetragen. Dadurch erhält die Tabelle ihre Aussagekraft im Wesentlichen zurück.
- Die Mannschaft kann in der Folgesaison wieder in der Stadtoberliga antreten. Freundschaftsspiele sind ab sofort wieder möglich.
- Die zweite Herrenmannschaft nimmt ab sofort wieder am Spielbetrieb teil. Kein festgespielter Spieler der Ersten darf bei der Zweiten an Pflichtspielen teilnehmen.
- Pflichtspiele der zweiten Mannschaft werden für den Rest der Saison mit Schiedsrichter-Assistenten besetzt. Die dadurch entstehenden zusätzlichen Kosten trägt Kine em – auch bei Auswärtsspielen. Bei Auswärtsspielen darf die Heimmannschaft entscheiden, ob die Zweite von Kine em Zuschauer mitbringen kann.
Hintergrund: Was war zuvor passiert?
Seit Anfang Oktober herrschte Ungewissheit in Halles Stadtoberliga: Wie weiter mit Kine em, dem Verursacher eines Spielabbruchs nach Tätlichkeiten gegen den Schiedsrichter und vielen Roten Karten, der auch zuvor schon mehrere Spielabbrüche verschuldet hatte? Auf eine kurze organisatorische Unterbrechung folgte zunächst kein Spielverbot, die Urteile ließen monatelang auf sich warten. Ein Spiel fand dann unter hohen Sicherheitsauflagen wieder statt, seither mündete die kollektive Verweigerung der Liga-Konkurrenz in strafbare Nicht-Antritte, die den kurdisch geprägten Verein am Grünen Tisch auf Platz 1 beförderten. Ende Februar folgte das Urteil, das ein zweimonatiges Spielverbot vorsah. Waren zuvor die Gegner für deren Verweigerung bestraft worden, wurden Kontrahenten nunmehr willkürlich begünstigt. Der SFV Halle legte Berufung ein, weil die Tabelle nur noch Makulatur war. Das Verbandssportgericht reagierte per Einstweiliger Verfügung – mit einem sofortigen Spielverbot für beide Männermannschaften, das bis zur Findung des hier beschriebenen Vergleichs andauerte.
Wie kann es sein, dass Kine em nächste Saison Stadtoberliga spielen darf obwohl sie zurückgezogen haben???
Andere Mannschaften hingegen absteigen müssen, da ja zahlreiche Hallesche Vereine aus der Landesklasse runter kommen.
Das ist doch ein Witz!!
Hallo Herr Pflock,
Ihre Frage kann ich durchaus nachvollziehen.
Jedoch gehen sie von falschen Tatsachen aus. Da in diesem Artikel nicht alles dargelegt werden konnte.
Kine em Halle e.V. hat seine erste Mannschaft keineswegs zurückgezogen. Auf der Suche nach einer, für ALLE, fairen und gerechten Lösung, kam man durch konstruktive Gespräche und Abwägung aller Tatsachen überein, dass die Spiele der 1. Herren Annulliert werden sollen.
Da die 2. Herren in der Liga tiefer agiert, würde diese durch einen Zwangsabstieg der ersten Mannschaft ebenfalls Absteigen müssen.
Da es aber keine Doppelbestrafung oder gar Kollektivstrafen geben darf, kam man darüber überein, dass die erste Mannschaft in der Liga gehalten werden darf.
Ich persönlich bin den Verbänden und dem Sportgericht sehr dankbar gegenüber eingestellt.
Da unsere Argumente nicht belächelt sondern ernst genommen wurden.
Unser Verein und seine Projekte versuchen die Ursachen solch schlimmer Vorkommnisse zu recherchieren. Denn nur wenn man Ursachen bekämpft, kann man in Zukunft solche eskalationen verhindern!
Unser Verein hatte von vornherein ein ähnliches Ziel wie der SFV Halle angestrebt und Verantwortung übernommen. Deshalb ging ja auch Kine em Halle gegen einzelne Punkte des Urteils in Berufung.
Mir schien es, dass der Verein dort wirklich ernst genommen wurde und auch mal hinter die Kulissen geblickt wurde.
Denn Kine em Halle ist nicht nur Fußball, sondern betreibt selbst Antigewaltprogramme,agiert an Schulen, veranstaltet Sportnachmittage und und ist sehr im sozialen Dienst eingebunden. Und das mit über 15000 Hilfestellungen in 7 Jahren.
Das wissen viele ja auch gar nicht.
Ein Großteil des Unmutes rühren auch durch fehlerhafte oder unvollständige Aussagen in den Medien. Natürlich hätten wir uns Gewünscht, dass der SFV in seiner Bekanntgabe, alles offen darlegt. Als Bsp. wird explizit beschrieben, dass der Verein an mehreren Spielabbrüchen Schuld hat. Soweit richtig. Doch steht da nicht, dass für Spielabbrüche nicht unbedingt Gewalthandlungen der Grund sein müssen.
Es gibt pro Wochenende etliche Abrüche und nur in den seltensten Fällen haben diese mit Gewalt zu tun. Klar das man, wenn man Spielabbruch liest, erstmal von Gewalt ausgeht.
Doch arbeitet Kine em Halle die Vorfälle restlos auf. Und ist vor allem daran interessiert, dass Menschen den Verein mal richtig kennenlernen und so einer Vorverurteilung entgegenwirken.
Kine em ist keineswegs ein Gewaltafiner Verein, so wie das Bild durch fehlerhafte mediale Darstellung aufgebaut wurde. Natürlich wehrt sich der Verein gegen eine solch infarme Darstellungen.
Gerade als Verein, der selbst seit Jahren Projekte gegen Gewalt im Sport leitet und etliche Auszeichnungen hat, tut es uns umso mehr Weh und Leid, dass gerade wir diese dynamische Entstehung nicht registriert haben und dadurch 2 Menschen zu Schaden kamen.
Klar muss man aber auch feststellen, dass Kine em Halle sehr viel agierte, bevor Verband und Justiz etwas unternahmen. So z.B. wurden die Täter direkt und unmissverständlich benannt und den Justizbehörden zur Strafmaßfindung übergeben. Der Platz wurde umgebaut, ein verbessertes Sicherheitskonzept erstellt und wurden diese Täter die eben nicht den Verein widerspiegeln, nach Ehrenkodex und Satzung noch am gleichen Tag aus dem Verein geworfen. Zuschauer die beteiligt waren, wurden mit lebenslangen Stationverbot belegt.
Dem Kine em Halle ist daran gelegen, zu differenzieren und nicht alle über einen Kamm zu scheren. Und genauso möchten wir das man mit uns umgeht. Wir möchten das Vertrauen zurückgewinnen und aufzeigen, dass unser Verein eben nicht so ist, wie behauptet wird.
Deshalb ist geplant, mit den Mannschaften zu sprechen, gegen die wir eigentlich regulär gespielt hätten und sie zu Freundschafzsspielen einladen. Ich sehe da den Sinn darin, dass man dort die Chance nutzen kann, auch auf zwischenmenschlicher Ebene sich gegenseitig kennenzulernen um so Vorurteile abzubauen.
Gerne können Sie sich auch selbst ein Bild machen. Wir bitten einfach darum, sich nicht auf Stille Post und hören sagen zu verlassen, sondern sich selbst ein wirkliches Bild zu machen.