Fußball ist Emotion. Wo Emotion im Spiel ist, lauern Grenzüberschreitungen. Leichtere (im Fußballdeutsch „Unsportlichkeit“ und Gelbe Karte) und deutlichere („grobe Unsportlichkeit“, Rote Karte) hat es immer schon gegeben. Fußballspiele in unseren Breiten gehen zum weit überwiegenden Teil fair und ohne nennenswerte Zwischenfälle über die Bühne.
Die allseits und nicht nur im Sport beklagte „Verrohung“ ist tatsächlich statistisch selten belegt. Der Stadtfachverband Fußball Halle (SFV Halle) nimmt jedoch zur Kenntnis, dass die Hemmschwelle für Übergriffe auf Gegenspieler und Schiedsrichter offenbar sinkt. Ein Schwerpunkt hierbei sind immer heftigere Reaktionen auf Foulspiele oder auch nur vermeintliche Foulspiele. Mit Blick auf verbandsinterne Statistiken, die wir auch aus rechtlichen Gründen nicht detailliert kommentieren, ist festzustellen, dass nur die wenigsten Feldverweise für brutale Fouls oder Verhinderung klarer Torchancen („Notbremse“) ausgesprochen werden, sondern für Beleidigungen oder Tätlichkeiten, deren Anlass häufig banal erscheint – leichte Fouls, vermeintliche Fehlentscheidungen, echte Fehlentscheidungen.
Über den jüngsten Spielabbruch in Lettin nach einer Würge-Attacke auf den Schiedsrichter bestand zumindest rundherum Einvernehmen und so etwas wie „kollektive Bestürzung“, die auch vom Verein des verschuldenden Spielers öffentlich gemacht wurde – samt der Ankündigung, sich umgehend von diesem Spieler zu trennen. Leider ist dies nicht der Regelfall – immer häufiger erlebt der SFV Halle in Einlassungen statt Ächtung der Taten die Tendenz, diese durch Relativierungen zu banalisieren.
Das steht im krassen Widerspruch zu den Willensbekundungen unserer Vereine. Auf fast jedem Sportplatz stehen sie an prominenter Stelle, die Aufrufe zum respektvollen und fairen Miteinander. Selten sind so wichtig wie jetzt.

Das Thema Gewalt ist seit geraumer Zeit ein Dauerbrenner bei der sogenannten „Börse“ – der monatlichen Zusammenkunft von Vereinsvertretern. Der Verband regt kontinuierlich an, dass auffällige Spieler vereinsintern besser begleitet oder notfalls ausgeschlossen werden. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass dies bisher kaum umgesetzt wird. Auch lange Sperren und hohe Geldstrafen, manchmal sogar in Verbindung mit Strafanzeigen und zivilrechtlichen Schritten, haben offenbar keine ausreichend präventive Wirkung.
Der SFV Halle möchte seine häufig beschriebene Null-Toleranz-Politik nun in einen Verhaltenskodex überführen, der von allen Vereinen gemeinsam diskutiert und verabschiedet werden soll. Dessen Botschaft soll sein: Wer auf oder neben dem Spielfeld Grenzen überschreitet, gefährdet seine Spielberechtigung, seine Mitgliedschaft und im heftigster Konsequenz gar den Fortbestand seines Vereins.
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