Die Drop-Out-Rate ist das Problem.

Das ist Neudeutsch für: Es hören einfach zu viele wieder auf.

Wo schon „Schiedsrichter werden“ eine Riesen-Herausforderung ist (die Vereine können ein Lied davon singen) – „Schiedsrichter bleiben“ ist gleich die nächste Hürde. Da sind sofort Tugenden gefragt, die nicht jeder neue Referee sofort drauf hat. Logisch! Sagen wir: Standfestigkeit, Durchsetzungsvermögen, und so weiter. Weswegen auch in den Coachingzonen Tugenden gefragt sind, die dort erst recht nicht jeder drauf hat. Leider! Sagen wir: Großmut, Duldsamkeit, und so weiter.

Damit sich die Spirale nicht ständig weiter nach unten dreht, gibt es etliche Maßnahmen. Die berühmten Schilder „Seid fair zum 12. Mann“ sind darunter wohl eher Kosmetik. Halles Fußballverband zieht gerade ein Patenprojekt größer auf – offizielle Starthilfe in den ersten Spielen durch erfahrene Schiris.

Ganz neu gestartet und hier im Mittelpunkt dieses Beitrags: der U18-Kader!

„Dieser Ansatz soll unsere Gemeinschaft stärken. Wir wollen Erfahrungen austauschen, uns inhaltlich und sportlich weiterbilden“, beschreibt Lehrwart Paul Kamm die Ziele. Erstmals zusammen kamen knapp 20 junge Schiris eines schönen Freitagabends Mitte März 2023 beim Pumpen-und-Armaturen-Spezialisten KSB, dem Arbeitgeber des früheren Oberliga-Schiris Dirk Simon. „Eine schöne Liaison“, sagt Halles Schiri-Chef Marcel Theumer und dankt dem Gastgeber der Auftaktveranstaltung für: Dach überm Kopf, Technik, Getränke.

Auch vor Ort: Fabian Stegner und Rainer Zörner, beide Landesklasse-Schiris, als Chefs des neuen Kaders.

Und die machten dann 120 Minuten lang dies hier mit den Jung-Referees: Einen Halle-Fußball-Stadtplan aus Schiedsrichtern bauen (Wohnort, Vereinssitz). Die Neuen nach ihrer Motivation und ihrem Rollenverständnis löchern. Stressige Situationen beschreiben und gemeinsam Stresskiller herausarbeiten. Über Spielnachbereitung erzählen. Achtsamkeit und Konzentration üben.

Als Meeting #1 zu Ende gegangen ist, sagt Rainer Zörner: „Dass gleich die Hälfte unserer U18-Referees unserem offenen Aufruf gefolgt, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Halle hat tolle und begeisterungsfähige Nachwuchs-Schiedsrichter – aufmerksam bei der Theorie und aktiv im Praxistest. Wir sind froh, Teil dieser starken Mannschaft zu sein.“

Der nächste Termin steht schon fest: Freitag, 14. April. Der Kader ist keine feste Gruppe, die Teilnahme jeweils freiwillig. Das heißt: Auch die andere U18-Hälfte ist gern gesehen. „Und wenn sich jemand aus einer Nachwuchsmannschaft für das Schiedsrichterwesen interessiert, hätten wir auch nichts gegen interessierte Zaungäste“, lädt Lehrwart Paul Kamm sogar noch breiter ein.

Text: Reinhard Franke | Fotos: Paul Kamm, Dirk Simon