Zartes Weiß ziert die Sportplätze der Region. Etliches ist ausgefallen an diesem Samstag. Woraufhin die Altvorderen natürlich reflexartig Anekdoten herauskramen, wie denn das früher mit rotem Ball und Rutschpartie und freigekratzten Linien alles trotzdem noch ging, während heute….

Man ahnt es schon: Die Fußballer sind halt nix mehr gewöhnt, gell? Bisschen wie die Deutsche Bahn, drei Flocken auf der Schiene – Feierabend!

Vergessen wir das. Denn eines fiel am Samstag eben nicht aus: die Weihnachtsfeier der Halleschen Schiris. Allerdings fand die natürlich auch nicht draußen statt, sondern in einer sehr behaglichen Hütte „bei Otto“ in Kröllwitz.

Beim Schiritreff in Kröllwitz: Paul Kamm (hat’s mit organisiert), Jürg Schaper (kennt alle Storys, egal wie alt sie sind), Eric Weisbach (mittlerweile in Liga 3) und Marcel Theumer (Halles Schiri-Chef)

Rund 40 Schiris fanden sich vorweihnachtlich dort ein, um zum Beispiel sehr vernünftig zu speisen (das Essen kam vom Griechen, war ganz zauberhaft, hat aber am Folgetag sicher daheim für Geruchsirritationen gesorgt). Oder um neben aktuellem Saison-Geschehen auch eben jene Anekdoten von früher zu erzählen, siehe oben. Oder um noch ein bisschen mitzuverfolgen, wie Marokko nach Spanien nun auch den Rest der Iberischen Halbinsel nach Hause schießt.

Tz, tz, so benimmt man sich doch nicht unter Nachbarn! (Doch, natürlich: „Ohne Holland…“).

Während also hierzulande so manche Fußball-Duelle dieser Tage entfallen – man muss halt gerade keine Arena runterkühlen –, entfaltet sich parallel zum englischen WM-Ausscheiden bei Otto in Kröllwitz ein High-Tech-Wettkampf um gutes Schiri-Wissen. Mit Buzzern und sechs Rateteams und blond-perrücktem Showmaster Werner Schulze-Theumer wird „Familienduell“ nachgespielt. Mit Schiri-Fragen in Eigenregie recherchiert. Das fetzt. Es gewinnt das Team um Rainer Zörner. Und ähnlich eng wie bei der WM musste am Ende des Glück entscheiden. Neee, keine Elfer – sondern Schnick-Schnack-Schnuck.

Auch ne ganz feine spontane Aktion: Drittliga-Schiri Eric Weisbach hat ein ausrangiertes DFB-Schiri-Trikot dabei und lässt es für einen guten Zweck versteigern. Fast alle Schiris sagen zu, eine imaginäre Tombola zu befüllen (genaues Ergebnis: verkünden wir später, sicher stolz).

So schön wie die Aktion an sich ist auch das Los-Ergebnis: Der Zufallsgenerator spuckt die 29 aus und erklärt damit Veteran Dirk Simon zum Sieger. Hm, ein DFB-Utensil ist nun das, was ein einst ranghoher Schiri vielleicht gerade nicht braucht – bei allem Respekt vor Weisbachs steiler Karriere. Und so überlässt er es ganz selbstverständlich Wanja Pook (11 Jahre), einem von drei ganz jungen Referees, die sich tapfer unter die ganzen Altgedienten getraut hatten (und übrigens beim Familienduell mit so manch guter Antwort aufhorchen ließen).

Wie bei Oliver Geißen: Irgendeine Hitliste geht immer…

Organisiert haben die Sause für ihre Halleschen Kollegen die Schiris Paul Kamm, Christian Schramm und Tim Treizel. Letzterer hat in Kröllwitz eine Inventarnummer, ist also Gastgeber in doppelter Hinsicht und ruft zu vorgerückter Stunde im 10-Minuten-Takt „Glühwein! Am Feuer!“ durch die Hütte. Was’n da los – wird da unter Schiris tatsächlich der Alkohol nicht alle?!

Bieten wir doch als selbstkritische Lösung mal das hier an: Die Feuer ist natürlich draußen, beim zarten Weiß und ein paar Minusgraden. Kein Heizpilz in Sicht. Da haben die beinharten Jungs von gestern und heute dann doch die wohlige Wärme der Hütte vorgezogen. Gut gefüllte Kühlschränke gab’s da ja auch. Und dazu die ein oder andere Gratis-Pulle Ouzo vom griechischen Essenslieferanten…

Text: Reinhard Franke | Fotos: Marcel Theumer

Eigentlich nur kurz fürs Foto draußen: Hallesche Schiris kurz vor Weihnachten 2022